Servus Schanzer,

fassungslos mussten wir mit ansehen wie der FC Ingolstadt nach neun Jahren wieder in die Dritte Liga abgestiegen ist. Angesichts der hoffnungsvollen letzten Wochen fällt es auch uns schwer die richtigen Worte zu finden und diesen Schlag zu verarbeiten. Am Ende einer in allen Belangen verkorksten Saison mit einer verantwortungslos zusammengewürfelten und über Monate hinweg herz- und kampflos spielenden Mannschaft und vier Trainerwechseln müssen wir eingestehen, dass der Abstieg absolut folgerichtig und verdient ist – darüber darf auch der Aufschwung zuletzt nicht hinwegtäuschen. In erster Linie entschuldigen und bedanken wir uns bei all jenen Mitarbeitern und der U21, auf die der Abstieg der ersten Mannschaft direkte Auswirkungen hat.

Wir haben uns in den vergangenen Monaten viele Gedanken und Sorgen um unseren FCI gemacht. Dennoch haben wir versucht unsere eigenen Zweifel und Befindlichkeiten immer hintenanzustellen, um Woche für Woche mit unserer bestmöglichen Unterstützung unseren Teil zu einem halbwegs positiven Ende dieser schwierigen Phase beizutragen. Auch in den Wochen, in denen kaum ein Tag verging ohne dass wir kopfschüttelnd neue Meldungen über unseren Verein lesen mussten, haben wir uns dagegen entschieden uns öffentlich zu äußern oder unsere Unterstützung zu verwehren, um nicht noch mehr Unruhe zu verursachen – zum Wohle des FCI und in dem stetigen Wissen, welches Geschenk der Profifußball in unserer Stadt darstellt.

Nachdem nun Klarheit über die Spielklasse der Profimannschaft des FCI in der nächsten Saison herrscht, wollen wir allerdings die Chance nutzen, um uns an alle Personen zu wenden, die sich als Teil des FC Ingolstadt verstehen, in der Hoffnung, dass wir damit Gehör finden und die Ausrichtung des Vereins auf allen Ebenen für die nächsten Jahre mitprägen können. Es liegt uns am Herzen, dass dieser Text nicht als einseitige Forderungen gegenüber Entscheidungsträgern in e. V. und GmbH verstanden wird, sondern als Schärfung der Position unserer Gruppen gegenüber allen Parteien.

Die Frage „Was ist nur aus unserem Verein geworden?“ haben Einzelpersonen bereits Anfang April vor der Geschäftsstelle in Form eines Banners gestellt. Auch wir kommen nicht umhin festzustellen, dass sich unser Verein in den vergangenen Spielzeiten zusehends von seinen ursprünglichen Werten entfernt hat. Während es früher Schlagworte wie Bodenständigkeit, Wertschätzung und Nähe zwischen Mannschaft, Vereinsoffiziellen und Fans waren, die unseren Verein so liebenswürdig machten, beherrschten in den letzten Monaten eher blinder Aktionismus und krampfhaftes Erfolgsstreben die Außendarstellung.

Es war legitim, nichts unversucht zu lassen, um einen Absturz der Profimannschaft und die damit verbundenen Auswirkungen für den Jugendbereich sowie auf personeller und wirtschaftlicher Ebene zu verhindern, doch darf die Frage gestellt werden, wie hoch der Preis dafür sein durfte. In kürzester Zeit hat sich der FCI in der Öffentlichkeit von einem solide arbeitenden familiären Club zu einem unglaubwürdigen Chaosverein gewandelt, der zeitweise bundesweit eine Lachnummer darstellte und mit dem es vielen von Woche zu Woche schwerer fiel, sich noch zu identifizieren.

Der Abstieg birgt neben vielen Unsicherheiten auch die Chance, diese Fehler zu beheben, uns neu aufzustellen und wieder zusammenzurücken. Die folgenden drei Punkte stellen für uns den Kern dar, wie wir uns den FCI in Zukunft (wieder) wünschen:

  1. Schanzer Identität statt falscher Vorbilder!

Wir wollen einen FCI, der sein eigenes Profil aufgebaut und verinnerlicht hat. Wir brauchen eine realistische Selbsteinschätzung darüber, was unser Verein ist und was nicht – basierend auf den Rahmenbedingungen der Region, unserer Historie, der Größe der Schanzer Fanbasis und unseren finanziellen Möglichkeiten. Es hilft nichts, krampfhaft und oberflächlich Vereine mit völlig anderen Ausgangslagen zu kopieren, sondern wir wollen endlich eigene Wege gehen, die zu uns passen, mit denen wir alle uns identifizieren können und zu denen sich auch die regionalen Partner des Clubs langfristig bekennen. 

  1. Nachhaltige und kompetent geleitete Entwicklung statt kurzfristigem Denken!

Wir wollen einen FC Ingolstadt, der wieder mit Weitblick und Beständigkeit arbeitet und dabei endlich konsequent auf den Nachwuchs – sowohl bei Spielern als auch bei Trainern – setzt und diese Einstellung auch bei Durststrecken nicht sofort wieder verwirft. Wir brauchen realistische und langfristig angelegte Ziele, die klar kommuniziert sind, sodass sie von jedem Stadionbesucher und sogar von der lokalen Presse verstanden werden. Dazu benötigen wir handelnde Personen, die sich mit unseren Voraussetzungen identifizieren können und denen langfristig das Vertrauen geschenkt wird. Dies gilt auch für die Besetzung des Vorstands und Aufsichtsrats mit kompetenten und motivierten Kräften, die sich auch in schweren Tagen nicht vor ihrer Verantwortung verstecken. Zudem muss die Zusammenstellung des Aufsichtsrats die korrekte Anteilsverteilung der Gesellschafter berücksichtigen.

  1. Glaubhaft gelebte Augenhöhe statt abgehobener Distanz!

Wir wollen einen Verein, in dem die „Schanzer Familie“ wieder im Vordergrund steht; in dem man sich kennt, respektiert und zusammenhält – von Jugendspielern und -trainern, Geschäftsstellenmitarbeitern, Fangruppen und Dauerkarteninhabern bis hin zu Lizenzspielern, Geschäftsführung, Vorstand und Aufsichtsrat. Für einen Verein in dem „zamrücken“ keine Marketing-Kampagne sein muss, die nur nach Erfolgserlebnissen gelebt wird, sondern in dem gerade in schwierigen Zeiten der Dialog zwischen allen Parteien gesucht und kritisch geführt wird. Explizit gilt dies auch für die Zusammensetzung der Profimannschaft mit Spielern, die bereit sind alles für den Verein und seine Werte zu geben und für die „Charakter“, „Dialog“ und „Bodenständigkeit“ keine Fremdwörter sind.

Anhand dieser Ziele (und somit nicht anhand kurzfristiger sportlicher Ergebnisse) werden wir in den nächsten Jahren den Fortschritt unseres FCI beurteilen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Uns ist bewusst, dass die genannten Punkte auch uns als Fankurve in die Pflicht nehmen. Wir wollen Versäumnisse der letzten Jahre korrigieren, in denen wir zu oft an unterschiedlichen Strängen gezogen und uns von anderen Fanclubs oder unorganisierten Fans abgekapselt haben. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um wieder stärker aufeinander und alle Schanzer Fans zuzugehen und den Trend der letzten stimmungsvollen Spiele fortzuführen. Jeder soll die Möglichkeit haben seine Fähigkeiten und Ideen in unserer Gemeinschaft einzubringen. Nur so können wir auch in der Zukunft bestehen und unseren Beitrag zu einem FC Ingolstadt leisten, auf den wir alle stolz sein können.

Für immer Schanzer! Immer loyal, immer kritisch.

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- im Mai 2019 -