Der Schritt, ein Spiel zu boykottieren, fällt wohl einem jeden schwer, der, soweit es geht, jede Partie der Saison seines Vereins sehen möchte. Gerade unserer Gruppe, bei der die Gruppenzaunfahne nun seit mehr als vier Jahren bei jedem Pflichtspiel (Geisterspiel in Dresden ausgenommen) ihren Weg in den Block fand, war es ein harter Schritt, nicht zum nominellen Topspiel der zweiten Liga zu fahren und den Gästeblock ein paar wenigen Zerstreuten zu überlassen. Schade, dass man hier in der Ingolstädter Fanszene noch nicht soweit angekommen ist, dass man aufeinander zugehen und eine solche Boykottaktion gegen einen unliebsamen Gegner gestartet werden kann. Vielleicht liegt es an mangelnder Aufklärungsarbeit unsererseits oder einfach einer kompletten Resistenz anderer gegenüber dem Thema Kommerz und RB Leipzig im speziellen. Wir respektieren nichtsdestotrotz deren Entscheidung und hoffen, dass man in Zukunft wieder gemeinsam an einem Strang ziehen kann. Wie dem auch sei, wir hatten unseren Spaß, und das lag nicht nur am Erreichen der Herbstmeisterschaft.

Die Boykottaktion im Biergarten des Mo unter dem Motto „Bullengrillen“ wurde stark beworben, in der Zeitung, im Radio und anderen Kanälen. Dementsprechend groß war auch die Resonanz und so konnte man knapp 130 FCI- Fans im Zelt im Innenhof begrüßen. Nach ein paar einleitenden Worten richteten zwei Szenevertreter ein paar Worte an unsere Gäste. Zum einen wurde dargelegt, wie die Kommerzialisierung des Volkssport Fußballs mit RB Leipzig seinen Höhepunkt erreicht und eine rote Linie überschritten hat, zum anderen, inwiefern sich unser Fußballclub von RBL unterscheidet, aber auch, welche Kritik wir uns gefallen lassen müssen und woran aus unserer Sicht noch gearbeitet werden muss, um „der Verein zum Anfassen“ zu bleiben. Zum Abschluss dankte unser neuer Vorstand für Fanangelegenheiten Matthias Fischer zu allererst seinen Unterstützern der letzten Monate, richtete aber auch den Blick nach vorne, wo sich alles um die Entwicklung einer Fanabteilung im Stammverein dreht, signalisierte Offenheit und Gesprächsbereitschaft und rief zu verstärkten Engagement der Anwesenden als Mitglieder im e.V. auf! Starke Ansage, auf die es gerade an so einem Tag darauf ankommt. Kritisieren kann jeder, besser machen nicht unbedingt.

Nach den Redebeiträgen wurden die Ochsenbraten verteilt und rechtzeitig um 13.30 Uhr waren dann so gut wie alle Mägen gefüllt und man konnte nun seine volle Aufmerksamkeit dem Spiel widmen. Etliche Fernseher ermöglichten es, dass man das Spiel auch ohne größere Sichteinschränkungen verfolgen und schon nach 9 Minuten das erste und einzige Tor für unsere Schanzer bejubeln konnte. Zum Spielverlauf werde ich heute keine großen Worte verlieren, auch wenn ich vermutlich selten so viel von einem Spiel gesehen habe als an diesem Tag, an dem keine Fahnen vor einem geschwenkt wurden. 1:0 also der Endstand in einem rassigen und kämpferisch dominierten Spiel, dass durchaus auch unentschieden hätte enden können. Noch bis vor einem Jahr hätte eine solche Partie vermutlich unentschieden geendet oder wäre in letzter Sekunde vielleicht auch noch verloren gegangen, aber das ist jetzt einfach das Glück, das ein Tabellenführer, aus welchen übernatürlichen Gründen auch immer, nun mal hat. Man kann trotzdem nicht oft genug betonen, dass es nach wie vor gilt, am Boden zu bleiben und die momentane Euphorie zu genießen.

Ein kurzes Gruppenfoto vor dem Kreuztor rundete dann den gelungenen Nachmittag ab, der hoffentlich nicht so bald wiederholt werden muss. Unser Platz ist halt einfach im Stadion.

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