Dass du tatsächlich in der Bundesliga bist, wirst du erst vollständig verstehen, wenn du gegen Dortmund oder Bayern spielst. So oder so ähnlich ging es vielen, die noch immer nicht das gesamte Ausmaß der Entwicklungen der letzten Monate realisieren konnten. Dass dann die Spielplan-Bekanntgabe den BVB als ersten Heimspielgegner hervor brachte, war der nächste Höhepunkt einer aufregenden und unwirklichen Zeit. Die Geschäftsstelle des FCI leistete in den letzten Wochen überragende Arbeit, denn viele Bundesliga-Neuerungen waren auf eben jene Heimspielpremiere terminiert. So zum Beispiel auch die Außenbeschriftung der Südtribüne, die von den aktiven Fans entworfen wurde und rechtzeitig zum ersten Bundesliga-Heimspiel fertig wurde.

Aber nicht nur die Mitarbeiter des FCI hatten in der Sommerpause gehörig zu schuften. Für unsere Gruppe war nach dem Aufstieg schnell klar, dass man den Zweitliga-Titel entsprechend würdigen wollte und nichts bot sich besser dafür an, als das historische erste Heimspiel gegen den namenhaften Gegner aus Dortmund, gegen dessen Zweitvertretung man noch vor wenigen Jahren gespielt hatte. Es war an der Zeit, das Ingolstädter Choreo-Level um eine weitere Stufe nach oben zu bringen, weshalb man sich entschloss, erstmals eine Folien-Choreographie unter dem Thema "Zweitligameister FC Ingolstadt" über drei Tribünen zu organisieren, die weite Teile der FCI-Blöcke inklusive VIP-Plätze einschießen sollte. Über 10.500 Folienzettel in den FCI-Farben rot-schwarz-weiß sollten so das Farbmuster über Gegengerade, Süd- und Haupttribüne darstellen. Größte Herausforderung dabei war, erstmals ein Farbmuster im (prall gefüllten) Stehplatzbereich umzusetzen. Dazu kam die Idee das Vereinslogo mit Seilen im Block nach oben zu ziehen, was ebenfalls gewisse Unsicherheiten einschloss.

Die Anspannung auf unserer Seite also nicht nur aufgrund des sportlich hochkarätigen Gegners absolut gegeben. Der Vielzahl an Helfern am Samstag ist es zu verdanken, dass das Verteilen der Folien und Flyer auf den Sitzplätzen sehr entspannt und zügig ablief - ein großes Dankeschön an alle beteiligten Gruppen, Fanclubs und Einzelpersonen, die uns hier tatkräftig unterstützt haben! Dass dann zum Einlauf der Mannschaften noch der Stehblock alle Markierungen optimal beachtete und das Hochziehen des Logos einwandfrei funktionierte, bedeutete letztendlich eine optimale Choreo-Durchführung, ohne jede Kritikpunkte. Vielen Dank an jeden einzelnen, der seinen Teil hierzu beigetragen hat!

Die von manchen Seiten prophezeite "Invasion" von Dortmundern blieb aus; einige vereinzelte in Schwarz-Gelben Trikots waren in den Sitzblöcken auszumachen, jedoch nichts, das zu großer Beunruhigung veranlasst hätte. Der Gästeblock war selbstverständlich - ebenso wie der Rest des Sportparks - ausverkauft und die BVB-Anhänger konnten mit einer zeitweise ordentlichen Lautstärke überzeugen. Eine Vielzahl kleiner Fahnen rundete das Bild ab, mehr war aufgrund des vom DFB verhängten Materialverbot für alle Auswärtsspiele bis Jahresende, das selbst Zaunfahnen umfasst, nicht möglich. Ein absolut schwachsinniges Verbot, das die Gästefans erfreulicherweise recht gut umgehen und den Zaun ordentlich beflaggen konnten. Positiv dabei auch das Verhalten unserer Ordner zu erwähnen, für die von Anfang an klar gestellt wurde, dass eine Zaunfahne, die hängt, auch hängen bleibt. Auch von der Südtribüne wurde die Kollektivstrafe mit einem Spruchband verurteilt.

Kommen wir zum sportlichen Teil des Nachmittags. Hierbei überraschte Trainer Hasenhüttl mit einer Rotation im Tor, trotz der starken Leistung von Rambo in Mainz. Nyland durfte somit erstmals in der Bundesliga ran und machte seinen Job ordentlich, indem er die ein oder andere gute Borussen-Chance zunichte machte und den FCI letztlich vor einer noch deftigeren Pleite bewahrte. Ob der Trainer zukünftig tatsächlich in jedem Spiel den Keeper rotiert, bleibt abzuwarten. Ich habe meine Zweifel, ob diese Idee der Stabilität der Hintermannschaft gut tut, ABER ich bin ja auch nicht der Trainer. Dass jener kurzfristig auch noch auf Matip in der Startelf verzichten musste, kam gegen den offensivstarken Gegner noch erschwerend hinzu.

Das Tempo war von Anfang an enorm hoch, was vor allem an den Gästen lag. Der BVB drängte auf die schnelle Führung und hätte mit etwas Abschlussglück nach 20 Minuten auch gut und gerne 3:0 führen können. Kämpferisch hielt der FCI gut dagegen, sodass es früh im Spiel zu einer Gelb-Welle für beide Teams kam und insbesondere Mkhitaryan hätte sich über eine zweite noch vor der Pause nicht beschweren dürfen. Entlastung kam für den FCI nur selten, sodass alle in schwarz-rot mit dem torlosen Remis zum Pausenpfiff mehr als zufrieden waren.

Nach Wideranpfiff traute sich der Fußballclub schließlich mehr zu, nahm das Spiel kurzzeitig in die Hand und hatte zumindest eine gute Torchance, die Bürki im BVB-Tor jedoch entschärfen konnte. Direkt in diese Drangphase gelang der Borussia schließlich der Führungstreffer. Die schwarz-gelben überrumpelten die FCI-Abwehr, in der Matip mittlerweile für den angeschlagenen Hübner eingewechselt war, Engel stand alles andere als gut und Matthias Ginter erzielte somit das erste Gegentor für den FCI in Deutschlands höchster Spielklasse.

Letztlich alle Hoffnungen zunichte machte ein Foul von Hartmann im Strafraum. Den fälligen Elfmeter verwandelte Reus gegen Nyland, der den gut geschossenen Elfer fast noch pariert hätte. Dass der Titelanwärter in schwarz-gelb anschließend leichtes Spiel hatte, verwundert nicht mehr und unserer Mannschaft ist kämpferisch absolut kein Vorwurf zu machen. Bei den beiden noch folgenden Gegentore durch Kagawa und Aubameyang erfuhren die Torschützen keine allzu große Gegenwehr mehr und viele waren froh, dass es letztendlich mit einem 0:4 noch im Rahmen blieb. Analysiert sein dürfte dieses Spiel recht zügig: Der BVB in Top-Form (6. Pflichtspielsieg im 6. Spiel) absolut nicht der Gradmesser für den FCI, der lange Zeit mit Kampf und Glück das 0:0 halten konnte. Die Punkte für das Saisonziel Klassenerhalt werden gegen andere Gegner eingefahren werden müssen.

Abschließend noch ein paar Worte zur Stimmung auf der Südtribüne. Der Rahmen war groß, die Stimmung während des Spiels letztlich sehr ernüchternd. Dass es in einem engen Block bei sommerlichen Temperaturen und spannendem Spiel nochmal schwieriger ist sich für eine lautstarke Unterstützung zu begeistern, will ich gar nicht infrage stellen. Am Ende bleibt dennoch, dass der Support der Südtribüne über weite Strecken des Spiels und mit sehr wenigen Ausnahmen stark unter dem Potenzial blieb. Die Blöcke U und V bilden das Stimmungszentrum des FCI und werden in der neuen Saison nur durch Dauerkarten gefüllt: Jeder sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein und seinen Teil zu einem gelungenen Support beitragen. So gut die Beteiligung bei der Choreo vor Anpfiff war, so schlecht war sie während des Spiels. Einzig positiv bleibt zu erwähnen, dass trotz am Ende klaren Ergebnisses keine Pfiffe oder Unmutsstimmen laut wurden, sondern (zumindest im Stimmungszentrum) der Support mit jedem Gegentor besser wurde. Es wird nicht der letzte Rückstand bleiben und wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, welch Geschenk diese Bundesligateilnahme für uns ist.

Für diejenigen (wenigen) Personen, die bereits vor Abpiff das Stadion verlassen hatten, hoffe ich, dass sie einen wichtigen Termin hatten und dem Verkehrschaos entgehen mussten. Denn die Erwartung eines Siegs am heutigen Tag wäre wohl absolut weltfremd gewesen.

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