Zugegeben, es gibt nicht viel Großes, was Ingolstadt hervorgebracht hat. Gut, ok, Autos. Paar bekannte Politiker, meinetwegen. Erste bayerische Universität. Frankenstein und sein Monster, in Ordnung. Den Illuminatenorden. Naja, das ein oder andere Bemerkenswerte gibt es dann doch. Das Wichtigste ist und bleibt nichtsdestotrotz ein Ereignis, auf welches wir schon oft genug hingewiesen haben und nicht vergessen werden, darauf rumzureiten, dass es in unserer schönen Stadt passierte: die Verabschiedung des Bayerischen Reinheitsgebots im Jahre 1516! Seit diesem Jahr wird dieses Jahrtausendevent nun nicht mehr unter dem gewohnten Namen Georgi-Fest gefeiert, sondern als „Fest des reinen Bieres“. Neuer Name, selbes Thema: Bier, Bier und nochmals Bier. Ein Umfeld also, in dem man durchaus mal eine Meisterschaft feiern könnte. Nur schade, wenn man den Gästefans aus Köln genau dabei zuschauen muss, während man selbst gerade zwei wichtige Punkte verspielt hatte.

Der 1. FC Köln, mit Sicherheit einer der ganz großen Traditionsclubs in Deutschland, machte am vorhergehenden Wochenende den Sack gegen Bochum endgültig zu und sicherte sich somit Aufstieg und Meistertitel. Glückwunsch dafür und mit Sicherheit verdient, was allerdings vom glücklichen Unentschieden an jenem Freitagabend gegen unsere Elf von der Donau nicht unbedingt behauptet werden kann. Zum Spiel: Knapp 11.000 Zuschauer im Sportpark mögen sich für unsere Verhältnisse erstmal nach viel anhören, sind unter Berücksichtigung der massenhaft verlosten Tickets und dem großen Gästeaufkommen gar nicht mal so begeisternd. Auf dem Platz musste Ralph Hasenhüttl aufgrund diverser Spielsperren und Verletzungen umbauen, erfreulich ist hierbei dennoch mit Sicherheit die Berufung des U19- Spielers Michael Zant in den Profikader.

Auch ohne die Stammkräfte Caiuby, Cohen und Danilo zeigte unsere Elf eine aufopferungsbereite Einstellung und viel Spielwitz, auf der anderen Seite steckte den Kölnern die Partywoche noch deutlich in den Gliedern. Während in der ersten Halbzeit die Gäste also noch ihren Restalkohol ausschwitzten, schaltete Moritz Hartmann nach einer Ecke am schnellsten und stellte wie in der Vorrunde den 1:0- Führungstreffer her. Nach der Pause bekam die Meisterelf wieder etwas mehr auf die Beine und prompt gelang der Ausgleichstreffer. Wer dachte, dass nun der Sturmlauf der Kölner folgen würde, sah sich schnell eines besseren belehrt. Es entwickelte sich ein sehr offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, wenngleich mit einem deutlichen Übergewicht zugunsten der Schanzer. Im Nachhinein hätten wohl beide Mannschaften als Sieger vom Platz gehen können, verdienter wäre allerdings ein Sieg der Heimelf gewesen, denn der FCI drängte um einiges mehr aufs Tor, während Köln auf Konterangriffe bedacht war. In der Schlussviertelstunde holte ein gegnerischer Verteidiger zudem Stefan Lex innerhalb des Strafraums von den Beinen und erhielt dafür Gelb- Rot. Philipp Hofmann scheiterte jedoch mit einem schwach geschossenen Elfmeter und auch in der Folge brachte es keiner der Ingolstädter (trotz teils sehr guten Chancen) fertig, den Ball über die Torlinie zu schieben. Der ein oder andere Konter für Köln hätte das Spiel noch komplett auf den Kopf stellen können, deswegen kann man mit dem Unentschieden gegen den deutschen Zweitligameister ohne Zweifel zufrieden sein.

Der Support war lange Zeit des Spiels sehr stark, mitunter kritisch (Achtung, Euphemismus!) gegenüber dem Schiedsrichter, aber definitiv durchweg positiv gegenüber der Mannschaft, bestes Beispiel hierfür waren Sprechchöre für Hofmann nach dem verschossenen Elfmeter. Auch die Sitzplätze waren wieder wie bereits in den letzten Spielen bestens aufgelegt. Offensichtlich braucht man in Ingolstadt keine Klatschpappen mehr, um die Sitzplätze zum Mitmachen zu animieren. Die Kölner Fans zeigten mit Sicherheit nicht ihre beste Auswärtsleistung in dieser Saison, aber feierten dennoch bis weit nach Spielende in ihrem Block weiter. Irgendwann entschieden sie sich dann aber doch das Gewerbegebiet zu verlassen, und so landete dann tatsächlich der ein oder andere Rot- Weiße in der Innenstadt beim „Fest des reinen Bieres“, um den geneigten FC- Fan daran zu erinnern, dass er in Ingolstadt sobald keine Meisterschaft am Reinheitsgebotswochenende feiern werde. Aber ist vielleicht auch besser so.

 

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